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Korrekt!
Falsch!
Dieser Begriff bedeutet, dass ein Mensch regelmäßig zwei Sprachen in seinem Alltag (Familie, Freundeskreis, Verwandte, Arbeit, Umgebung) verwendet. Ein Mensch also, der entweder zwei Erstsprachen oder eine Erst- und eine Zweitsprache hat.
Korrekt!
Falsch!
Es handelt sich dabei um eine Sprache, die ohne Unterricht dazu gelernt wird - nachdem eine oder mehrere Erstsprachen weitgehend erworben wurden. Es ist die Sprache der Umgebung und kann ein Dialekt oder eine Standardsprache sein. Kinder also, die mit ihrer Familie in einem fremden Land leben, erwerben zuerst ihre Erstsprache(n). Erst mit dem Eintritt in den Kindergarten oder in die Schule kommen sie mit dem anderssprachigen Umfeld des Gastlandes in Kontakt (Nodari, S. 24).
► Vertiefung
Je früher ein Kind mit der Sprache der Umgebung in Kontakt kommt, umso leichter kann es sie lernen. Im Laufe der Zeit kann die Sprache der Umgebung wichtiger werden als die Erstsprache, weil der Freundeskreis, die Ausbildung usw. nun einen bedeutenden Platz im Alltag einnehmen.
Unter diese Definition fallen auch Sprachen, die wir durch einen Sprachaufenthalt oder einen Umzug in ein anderes Sprachgebiet erwerben.
Wenn Kinder mit einer Muttersprache und einer Sprache der Umgebung aufwachsen, dann kann man sie als mehrsprachig bzw. zweisprachig bezeichnen.
Korrekt!
Falsch!
Wir sprechen hier von der Sprache, die ein Kind von Geburt an hört und lernt. Sie kann ein Dialekt oder eine Standardsprache sein.
Diese Sprache wird oft auch als Muttersprache bezeichnet, denn bereits vor der Geburt können Babys die Stimme ihrer Mutter von anderen Stimmen unterscheiden. Wir haben es mit einem natürlichen Spracherwerb zu tun, weil die Sprache im Alltag verwendet wird, in der Familie und / oder im Freundeskreis.
Wenn ein Kind von Geburt an mit zwei Sprachen aufwächst, dann hat es zwei Muttersprachen, meist eine schwache und eine starke.
► Vertiefung Etappen des Mutterspracherwerbs
Zuerst kann das Baby nur hören. Da es aber ein aktives Hören ist, wird es schon bald fähig sein, die Töne der Muttersprache auszusprechen. Um eine Muttersprache zu lernen, braucht das Baby Bezugspersonen, die so tun, als ob sie mit ihm sprechen würden. Alleine die Laute vom Fernseher oder dem Radio reichen nicht. Zu Beginn ist das Baby kein ebenbürtiger Kommunikationspartner. Es kann sich nur mit Gestik, Mimik und mit Schreien, Weinen, Lachen, Gurren verständigen, doch die Bezugspersonen tun so, als ob sie das Baby verstehen würden.
Die Babys gehen beim natürlichen Spracherwerb Etappen durch, die vorgegeben sind (mehr in Sprachwelt Deutsch, S. 8). Im ersten Lebensjahr beginnt das Baby mit Einwortäusserungen. Die Erwachsenen können in einer bestimmten Situation verstehen, was das Kind mit einem bestimmten Wort meint. Später folgen dann Zweiwortäusserungen (Beispiel: Papi weg = Papi ist weggegangen), Dreiwortäusserungen bis hin zu bereits vollständigen Sätzen. In diesen Etappen passieren Fehler, die von unseren Sprachnormen abweichen. Diese Fehler gehören zum natürlichen Spracherwerb, weil auf dem Weg zur Zielsprache (=korrekte Sprachkenntnisse auf allen Ebenen einer Sprache) jedes Kind seine eigenen Sprachregeln bildet, sie verändert und dem korrekten Sprachgebrauch anpasst. So ist ein häufiger Fehler, der bei schweizerdeutschen Kindern passiert, die Übergeneralisierung der Perfektform. Ihre intuitive Regel lautet: Mit dem Präfix ge- und dem Suffix t wird das Partizip Perfekt gebildet!
lachen
–
gelacht
machen
–
gemacht
schauen
–
geschaut
putzen
–
geputzt
* gehen
–
gegeht
* essen
–
geesst
* laufen
–
gelauft
Diese Fehler verschwinden im Laufe der Zeit entweder von selbst oder sie werden durch Korrekturen der Bezugsperson verbessert.
► Vertiefung Mehrsprachigkeit
Ein Kind kann einsprachig aufwachsen. Es hat in diesem Fall eine Muttersprache. Es gibt jedoch weltweit gesehen viel mehr Kinder, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen. Von der Geburt an erwerben sie zwei oder mehrere Sprachen. Je nach Dauer und Intensität der Verwendung werden sie als schwach oder stark bezeichnet. Diese Charakterisierung kann sich im Laufe des Lebens eines Menschen ändern.
Typische Fehler, die bei zwei- oder mehrsprachigen Kindern auftauchen, sind die so genannten Interferenzfehler. Das heisst, dass eine Form oder eine Struktur einer Sprache auf die andere übertragen wird. Auch diese Fehlerart gehört zum natürlichen Erwerb einer Sprache. Sie zeigt die Kreativität auf, die beim Spracherwerb angewendet wird.
Ein typischer Interferenzfehler eines Italienisch sprechenden Kindes ist die Aussage: *Ich habe fertig mit den Aufgaben (= Ho finito i compiti).
Korrekt!
Falsch!
Wir haben es hier mit einem gesteuerten Spracherwerb zu tun. Dies bedeutet, dass Sprachen in der Regel schulisch gelernt werden. Die Lehrperson stellt das Programm und die Lernziele zusammen, verwendet ein bestimmtes Lehrmittel und verteilt viel Übungsmaterial. Diese Sprachen werden in der Regel neu gelernt und sind immer Standardsprachen.
► Vertiefung
Oft werden diese Sprachen auf Vorrat (Nodari, S. 25) gelernt, für den Fall, dass man sie im Ausland oder in einem anderen Sprachgebiet später einmal verwenden kann.
Bei deren Erlernen steht die Sprache selbst im Mittelpunkt: Wie konjugiere ich die Verben? Wie funktioniert das Futur? Wie kann ich diesen Satz korrekt übersetzen?
► Quellen
Die Fachbegriffe stammen aus dem Buch Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen von Claudio Nodari und Raffaele De Rosa, Bern, Haupt, 2003
Weitere Inhalte aus: Sprachwelt Deutsch und Wolfgang und Jürgen Butzkamm (1999), Wie Kinder sprechen lernen, Kindliche Entwicklung und die Sprachlichkeit des Menschen, Tübingen, Francke, u.a. S. 242.